Verletzlichkeit erlauben

Deine Energie hält dir den Rücken frei

Verletzlichkeit

Hallo, da bin ich mal wieder! Ich war sehr beschäftigt in den letzten Wochen und davon möchte ich jetzt erzählen.

 

Eine Weile nach meinem letzten Blogeintrag kam auf einmal die Idee in mir auf, aus meinem Blog ein Buch zu machen. Er gefiel mir einfach so gut und ich fand, dass diese 45 Einträge so rund und vollständig waren, dass der Inhalt eines Buchs damit ja eigentlich schon fertig war. Aber dann – kam alles ganz anders. Denn schon ein paar Tage später merkte ich, dass da ein riesiger Widerstand in mir war, diesen Schritt wirklich zu machen: Und das war die Angst vor den Reaktionen der Leute, die in meinen Geschichten vorkommen. Ich hatte zwar all ihre Namen geändert, aber dann hatte ich nur mal kurz über Persönlichkeitsrecht und Intimsphäre gegoogelt und mir wurde ganz schlecht: Das klang für mich alles so, als ob mich jeder verklagen könnte, dem nicht gefällt, was ich geschrieben habe. Oje.

 

Ich wusste zwar, dass das sehr unwahrscheinlich wäre. Bestimmt würde sowieso niemand von diesen Leuten meinen Blog oder so ein Buch lesen. Und wenn, dann würde sich vielleicht auch gar keiner daran stören. Aber was, wenn doch? Schon allein diese Möglichkeit machte mir solche Angst, dass ich ein paar Tage lang wie gelähmt war. Ich überlegte hin und her, was ich tun könnte. Vielleicht eine fiktive Geschichte daraus machen? Aber das konnte ich nicht: Das war einfach etwas ganz anderes als das, was ich wirklich wollte. Denn es war doch gerade das Verstecken, das alles so schmerzhaft gemacht hat. Diese Schätze in mir sollten raus. Richtig raus, und nicht in einen neuen Schutzpanzer oder eine neue Tarnung.

 

Eine Nacht lang konnte ich deswegen so gut wie gar nicht schlafen. Ich fühlte mich so eingeschüchtert, dass ich mir irgendwann kein bisschen mehr vorstellen konnte, dass so ein Buch jemals in die Welt kommen könnte. Am nächsten Morgen war ich nur noch völlig entmutigt und deprimiert. Aber dann habe ich aus lauter Verzweiflung einen Trick ausprobiert, der mir schon öfters geholfen hat. Das Problem ist, dass er sehr anstrengend ist, weshalb ich immer erst alles andere versuche. Der Trick geht so: Ich stelle mir vor, wie ich jetzt in diesem Moment wäre, wenn ich überhaupt keine Schmerzen hätte und alles in mir maximal entspannt wäre. Das ist wirklich sehr, sehr schwer, wenn in Wahrheit das genaue Gegenteil der Fall ist. Aber wenn es mir lange genug gelingt, dann kann ich mich selbst beobachten: Welches Bewusstsein in mir würde diesen Zustand bewirken? Wie wäre ich – was wüsste ich – wenn ich jetzt wirklich so entspannt wäre?

 

Mein Trick funktionierte, denn plötzlich konnte ich es sehen: Ich wüsste, dass ich völlig unbesorgt einfach genau das schreiben könnte, was ich erlebt habe – und trotzdem könnte ich absolut sicher sein, dass mir nichts passiert. Niemand auf der ganzen Welt würde mir deswegen Schwierigkeiten machen. Und dann sah ich das eigentlich Interessante: Ich sah, dass ich dazu aber noch ein bisschen anders von meinen Erfahrungen schreiben müsste. Noch offener. Noch verletzlicher, noch unschuldiger, noch „naiver“ irgendwie. Ich sah, dass ich wirklich auch die letzte Schutzschicht ablegen müsste: Nur dann könnte ich sicher sein, dass meine Energie mich vor Angriffen bewahrt. Und zwar nicht, weil sie mir schaden oder mich ärgern will, sondern im Gegenteil: In dem Moment, in dem ich aufhöre, mich selbst zu beschützen, wird meine Energie diese Aufgabe übernehmen. Dann wird sie für meine Sicherheit sorgen. Nur solange ich mich lieber selbst beschützen möchte, hält sie sich zurück und lässt mir dieses Spiel.

 

Wow, was für eine berührende Erkenntnis! Ich wusste, dass das die Wahrheit ist. Und damit war auch klar, was ich als Nächstes zu tun hatte: meinen ganzen Blog überarbeiten, von Anfang bis Ende. Und das ist es, was ich in den letzten Wochen gemacht habe.

 

Und das war wirklich faszinierend. Ich konnte sofort sehen, wie diese Erkenntnis mich verändert hatte: Es war so, als ob ich nicht mehr meine eigenen Texte lesen würde, sondern die von jemand anderem. Ich konnte sofort erkennen, dass ich an vielen Stellen noch versucht hatte, mich hinter bestimmten oder schwammigen Formulierungen zu verstecken. Das alles wollte ich jetzt unbedingt ändern. Und gleichzeitig bin ich mir noch nicht mal sicher, ob jemand anderes – du? – den Unterschied überhaupt bemerken würde. Denn es sind viele sehr kleine Änderungen, nur viele ein kleines bisschen veränderte Formulierungen. Aber für mich ist mein Blog jetzt ganz anders! Nach jedem Text, den ich so überarbeitet habe, musste ich richtig aufatmen: Ich konnte spüren, dass das, was ich damit sagen wollte, jetzt erst wirklich sichtbar war. Als ob vorher alles hinter einer undurchsichtigen Glasscheibe versteckt gewesen wäre.

 

Ohne diese Scheibe sah ich auch die anderen Leute in meinen Geschichten auf einmal ganz anders. Mir wurde jetzt erst richtig klar, dass ich ihnen wirklich überhaupt nichts Böses wollte – sondern dass sie mir eigentlich egal waren. So dass es mir jetzt sogar am liebsten wäre, wenn sie gar nicht mehr in meinem Blog vorkommen würden. Sie waren doch einfach nur die Auslöser für meine großen, inneren Prozesse, um die es hier eigentlich gehen soll. Und da machte mir auf einmal die Idee richtig Lust, diese Stellen ganz neu zu schreiben: Mir klar zu machen, was daran mir überhaupt wichtig war – und das dann mit ganz eigenen, frei erfundenen Personen zu erzählen. Das habe ich also auch noch gemacht in diesen letzten Wochen und das Ergebnis überrascht mich wirklich sehr: Irgendwie fühlt es sich so an, als ob meine Geschichten und mein ganzer Blog jetzt erst richtig mir gehören. Ich kann es nicht besser beschreiben, aber es fühlt sich sehr gut an. Wie etwas, das vorher gestört hat, ohne dass es mir bewusst war.

 

Als ich dann irgendwann mit dieser vielen Arbeit an meinem Blog fertig war, wusste ich, dass ich mir auch noch meine Themen-Texte vornehmen wollte. Die meisten davon hatte ich vor sechs oder sieben Jahren geschrieben und seitdem nicht mehr gelesen. Und als ich sie mir jetzt wieder durchlas… oje… Es war mir auf einmal richtig peinlich, dass ich in meinem Blog so stolz davon erzählt hatte, wie sie entstanden waren: Diese Texte versteckten sich nicht hinter einer undurchsichtigen Glasscheibe, sondern hinter einer dicken Betonmauer – so kam es mir jetzt auf einmal vor. Und das lag eindeutig nicht an Katarina, denn wie hätte sie mehr aus diesen Texten rausholen können? Das, was ich darin nicht gezeigt hatte, das hatte ich ja auch vor ihr versteckt. Und jetzt fühlte ich mich plötzlich so unwohl mit diesen vielen Artikeln, dass ich sogar kurz überlegt habe, sie alle zu löschen. Aber dafür hatte ich im Laufe der Jahre dann doch zu viele positive Rückmeldungen gehört, vielen Menschen hatten diese Seiten gut getan. Ich wollte sie also behalten, aber überarbeiten.

 

Seit ein paar Tagen bin ich mit allem fertig: Ich habe jetzt also meine gesamte Webseite von allem befreit, was ich nicht mehr als authentisch empfinde. Einige Texte mochte ich überhaupt nicht mehr, so dass ich sie teilweise oder ganz neu geschrieben habe. Zum Beispiel Das Leben neu ordnen, Erleuchtung, Aha-Momente, Ziele im Leben finden – vor allem diese finde ich jetzt richtig toll. Viele andere Artikel gefallen mir zwar trotzdem noch nicht so gut wie meine geliebten Blogbeiträge, aber zumindest kommen jetzt in allen Texten mein Licht und meine Wärme schön klar und deutlich zum Vorschein.

 

Meine Webseite spricht jetzt also mit einer ganz neuen Stimme: mit meiner Stimme, in einer viel natürlicheren Version. Und nachdem das alles jetzt fertig ist, merke ich, dass die Idee mit dem Buch auch schon wieder von mir abgefallen ist. Fast so, als ob sie nur aufgetaucht wäre, um diese Überarbeitung anzuschubsen. Vielleicht kommt sie später nochmal wieder auf. So oder so: Mit den Veränderungen bin ich sehr, sehr glücklich. Und jetzt erkenne ich selbst auch noch viel deutlicher, was ich mit all dem, was ich hier auf meiner Webseite veröffentliche, eigentlich sagen möchte. Ein bisschen muss ich es noch zu Ende ausbrüten, und dann werde ich hier in meinem Blog davon erzählen.

 

   

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Kommentare: 2
  • #1

    Luisa (Dienstag, 27 Juni 2023 00:13)

    Ui ich bin super gespannt!

  • #2

    Mareike (Dienstag, 27 Juni 2023 09:29)

    Das freut mich, Luisa!